Hybridzucht beim Milchvieh im Video erklärt!
Heterosiseffekt
Hybrid Genetics steht für die Drei-Rassen-Kreuzung mit Holstein, Montbéliarde und Rotvieh. Alle drei Rassen weisen neben einer ähnlichen Statur eine hohe Milchleistung auf. Außerdem sind sie nicht miteinander verwandt, was weg von der Inzucht hin zur Heterosis führt. Während Inzucht Merkmale wie Fruchtbarkeit und Fitness beeinträchtigt, fördert Heterosis sie. Nähere Informationen zu den einzelnen Rassen findest du hier:
Im Schaubild gehen wir davon aus, dass Vater und Mutter für ein bestimmtes Merkmal den gleichen Zuchtwert besitzen. Sind die Eltern stark miteinander verwandt (Inzucht), ist die Leistung des Nachkommen bei diesem Merkmal geringer als der Durchschnitt der Eltern es vermuten ließe. Sind die Eltern nicht miteinander verwandt, ist die Leistung höher. Man spricht von Heterosis.
Das Phänomen Heterosis kennst du bereits aus der Praxis. Entweder vom Mischlingshund, der wesentlich robuster ist als die hochgezüchteten Rassehunde. Oder aus dem Stall, wenn du zum Dichtmachten eine andere Rasse benutzt hast und daraus eine unauffällige Produktionskuh entstand. Wenn du dieses Tier aber wieder mit der Ausgangsrasse belegt hast, waren die Nachkommen häufig enttäuschend. Setzt du hier eine dritte Rasse ein, profitierst du erneut vom Heterosiseffekt.
So fängst du an!
Zuerst belegst du deine Holsteins mit Montbéliarde. Bei den Jungtieren fängst du aufgrund des besseren Kalbeverlaufs mit Rotvieh an. Bereits die daraus resultierenden Kälber sind auffällig vital, und die Kälbersterblichkeit ist deutlich niedriger als bei den reinen Holsteins. Die Kühe sind unauffällig und realisieren hohe Lebensleistungen. Die „Montis“ haben eine flache Laktationskurve und steigern sich von Monat zu Monat. Sie erreichen bereits in der ersten Laktation höhere Milchmengen als reine Holsteins. Diese erste Generation an Kreuzungstieren (G1) belegst du nun mit der dritten Rasse, nämlich mit Australischem oder Norwegischem Rotvieh. Die hieraus resultierenden G2-Tiere zeichnen sich ebenso durch eine außergewöhnliche Fitness aus. Die G2-Tiere besamst du wieder mit Holstein Friesian – der Zyklus beginnt von vorne.
Auf Inzucht musst du nicht mehr achten. Nimm daher getrost die besten Vererber der jeweiligen Rasse und profitiere von einem schnellen Zuchtfortschritt.
Vor allem in Kalifornien und Minnesota sind zahlreiche Studien zum Thema Drei-Rassen-Kreuzung durchgeführt worden. Immer wurden die genannten Vorteile bestätigt. Details hierzu du unter der Rubrik Erfahrung und in unserem Blog.
Hybridkühe: Höherer Lebensleistung
Zum Thema Drei-Rassen-Rotationskreuzung gibt es bereits zahlreiche wissenschaftliche Studien, welche die Vorteile der Hybridkühe gegenüber reinen Holsteins belegen. Die Lebensleistung der Kühe hat großen Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit. Hier punkten vor allem die Montbéliarde x Holstein-Kreuzungen sowie die Rotvieh x Holstein-Kreuzungen.
Hohe Inzuchtraten in der Holstein-Population
Der kontinuierlich steigende Inzuchtgrad bei den Holsteins wirkt sich negativ auf das Betriebsergebnis aus. Inzucht führt zu abnehmender Fruchtbarkeit bis hin zur Sterilität. Die Milchleistung verringert sich um knapp 37 kg in der ersten Laktation pro Prozentpunkt Inzucht. Die Nutzungsdauer bleibt unzureichend und der allgemeine Gesundheitszustand ist unbefriedigend. Theoretisch/rechnerisch liegt der höchstmögliche Inzuchtkoeffizient, den man durch eine Anpaarung erreichen kann bei 25 %, da die verpaarten Tiere theoretisch maximal 50 % identisches Genmaterial besitzen können.
In der Rinderzucht werden gerne Inzuchtkoeffizienten von 6–8% genannt. Diese Werte beziehen sich jedoch auf die Pedigree-Inzuchtkoeffizienten, die nur unzureichend das Vorhandensein identischen Genmaterials in den Tieren widerspiegeln.
Der genomische Inzuchtkoeffizient wird hingegen nicht – wie beim Pedigree-Inzuchtkoeffizient – errechnet, sondern aus der DNA des Tieres gelesen. Der genomische Inzuchtkoeffizient weicht in den meisten Fällen deutlich (50–100 %) vom Pedigree-Inzuchtkoeffizienten ab.
Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel, aber durch die sehr stark verflochtene Holstein-Zucht und der sehr kleinen effektiven Populationsgröße der Rasse, lassen sich keine wahren Outcross-Bullen mehr finden.
In den USA werden neben den Pedigree-Inzuchtwerten auch die genomischen Inzuchtwerte der Bullen auf der Internetseite www.uscdcb.com veröffentlicht.
Nicht alle deutschen Bullen sind auch in den USA im Einsatz, aber wenn diese dort eingesetzt werden, wird deren genomischer Inzuchtwert veröffentlicht.
Am (Datum?) hatten von den 10 höchsten genomischen RZG-Bullen der deutschen Interbull-Liste, die auch in den USA im Einsatz sind, jeder einen höheren Inzuchtkoeffizienten als ein Nachkomme aus Halbbruder mal Halbschwester. Und der Trend ist eindeutig: Da die Genetik der anderen Holstein-Bullen nicht wesentlich von diesen genomisch ausgelesenen Vererbern abweichen kann, werden auch diese Holsteinbullen im Durchschnitt ähnlich besorgniserregende Inzuchtwerte erreichen.
Hast du Holsteins ohne Shottle-, Mogul-, Oman-, Planet- und Supersire-Blut in deiner Herde? Wahrscheinlich nicht, denn alle Holstein-Kühe sind mehr oder minder miteinander verwandt. Und da helfen auch die viel beschworenen Anpaarungsprogramme nicht weiter, die nie für so hohe Inzuchtwerte konzipiert waren.
In den USA werden zur Inzucht deutlich mehr Daten erhoben bzw. veröffentlicht, und es ist möglich, die Pedigree-Inzuchtkoeffizienten/Inzucht-Raten der US-HF-Population zu ermitteln. Als kritischer Wert wird 4 % angegeben. Über diese 4-%-Hürde sind die Amerikaner bereits 1997 gesprungen. Das Problem der genomischen Selektion verschärft die Inzuchtzuwächse zusehends. Zu bedenken ist, dass es keine verwandtschaftlichen Unterschiede der US-Holsteins zu unseren gibt!
Vorteile der Hybrid-Kühe
- Höhere Kälbervitalität
- Höhere Kälber-Überlebensrate
- Fruchtbarere Tiere
- Gesündere Tiere
- Robustere Tiere
- Niedrigere Tierarztkosten
- Milchleistung auf Holstein-Niveau oder höher
- Höhere Nutzungsdauer
- Höhere Wirtschaftlichkeit